63.978 km: Pfarrer Ulrich Storck’s Weg von Hannover in die Altmark
Geboren wurde ich in Hannover (allerdings nicht als Pfarrer!). Als ich 4 Jahre alt bin zieht die Familie nach Freising (bei München, 610 km), und nach 6 Jahren dann wieder nach Hannover (1.220 km).
Nach dem Abitur dort geht es in die Elbmarsch (Rosenweide bei Hamburg) um Gemüsebau zu lernen (1.357 km).
Von dort durch Gottes Zufälle nach Südafrika, um dort ein Gemüsebauprojekt in einer Kirchgemeinde aufzubauen (11.382 km).
Nach 3 Jahren bei den Batswana ist das Projekt gescheitert, doch ich habe mich in Land und Leute dort verliebt, gehe nach Hermannsburg (Lüneburger Heide) um dort Theologie zu studieren und dann als Theologe wieder nach Südafrika zurückzukehren (21.407 km). Im letzten Jahr in Hermannsburg lerne ich Anke kennen, die in Hamburg wohnte: 105 km x 40 = 4.200 km (25.607 km).
Dann erstes Vikariatsjahr und Hochzeit in Hildesheim (25.700 km). Zweites Vikariatsjahr in einer evangelischen Gemeinde in Tacoma (bei Seattle, USA) – 34.650 km. Von dort (nun zu dritt, mit Sohn Philip) nach Hermannsburg für das Zweite Theologische Examen und Ordination (43.600 km).
Nach wenigen Monaten Ausreise nach Botswana (53.625 km). In Ramotswa Tochter Corinna geboren und tätig als Krankenhausseelsorger im ‚Bamalete Lutheran Hospital’. 8 Jahre später Umzug in die Hauptstadt Gaborone und dort Gemeindepfarrer (53.660 km).
Nach weiteren 4 Jahren dort Rückkehr nach Deutschland, um im Kirchenkreis Altenburg (Ostthüringen) im Bereich Gemeindeentwicklung mitzuwirken (63.685 km).
Und seit März 2013 Pfarrer im Bereich Diesdorf (63.978 km).
So manches habe ich auf diesem Weg kennengelernt und hierher mitgebracht. Einiges davon wird die Altmärker irritieren (z.B. der weiße Talar), an so manches werden sie sich gewöhnen (z.B. der weiße Talar), über manches werden sie auch 2023 noch den Kopf schütteln, und einiges wird für die Gemeinden zum Guten sein, - hoffentlich!
Tel.: 03902-327
Mail: kirche-diesdorf@t-online.de
Was mich in meiner Arbeit als Pfarrer bewegt
Ich bin in einer kirchlichen Familie aufgewachsen, doch ohne nähere Bindung zur Kirche. Als ich mit 19 Jahren eine ‚transzendente‘ Erfahrung machte (also eine Erfahrung der geistlichen Dimension des Lebens), war die Sehnsucht, mehr davon zu erfahren, so groß, dass ich alles andere in meinem Leben hintenanstellte. Ich begann ‚Gott‘ zu suchen, - vor allem in den östlichen Religionen. Ich kam gar nicht auf die Idee, in der Kirche danach zu suchen. Denn was ich vom christlichen Glauben kennen gelernt hatte, schien nichts mit dem zu tun zu haben, um was es mir ging.
In den Jahren darauf lernte ich jedoch Menschen kennen, deren Art, ihren Glauben zu leben, mich veranlasste, mich doch auf die Kirche näher einzulassen. In der christlichen Mystik, und später in der Charismatischen Erneuerungsbewegung, fand ich das wieder, was ich suchte.
Nun lebe ich seit 40 Jahren mit Gott. Manchmal hat mich mein religiöser Weg in die Enge geführt.
Doch immer wieder gab es Anstöße, die mich weiter in die ‚Freiheit der Kinder Gottes‘ führten: Begegnungen mit Menschen, geistliche Impulse, grade auch Krisenzeiten.
Von Anfang an war es mir ein Herzensanliegen, Menschen um mich herum mitzuteilen von dem, was zum Mittelpunkt meines Lebens geworden war. Ich erinnere mich noch genau, wie ich am Pflegebett meiner Oma saß, und ihre Texte von Meister Eckart (einem Mystiker aus dem 13. Jahrhundert) vorlas. Manches war naiv, manches fast fanatisch, manches schwärmerisch. Aber immer aus meinem Herzen.
Auch heute geht es in meinem Leben und in meiner Arbeit als Pfarrer um dieses Eine: mein eigenes Herz offen zu halten für Gott; und Wege zu finden, wie die Menschen in meinem Umfeld einen Zugang finden können zu dem Ursprung und Ziel allen Lebens. Ich bin überzeugt, dass zu einem erfüllten Leben immer dazu gehört, dass wir in einer bewussten Beziehung leben zu uns selbst und zu Gott. Dies beides lässt sich gar nicht voneinander trennen: wer zu Gott findet, findet damit auch zu sich selbst; und wer zu sich selbst findet, kommt damit auch mit Gott in Verbindung.
Aus dieser Verbindung wächst innerer Frieden, und auch die Fähigkeit, mit den Mitmenschen in gesunder Weise in Beziehung zu treten. Beides immer im Werden, immer ein Ringen, nie vollkommen.
Ich wünsche mir, dass viele Menschen diese Entdeckung machen und erleben, dass hier das Leben seine Quelle und seinen Grund hat.
Und ich wünsche mir, dass unsere Kirchgemeinden davon geprägt werden, und so dazu beitragen können, dass andere zu ihrer inneren Wurzel zurückfinden.
Gott
Du bist der Schöpfer von Allem.
Und du hast mich gemacht.
Du willst, dass es mich gibt.
Jeder Mensch, den du ins Leben gerufen hast,
ist kostbar,
und hat sein tiefstes Geheimnis in dir.
(nach Hanna Hümmer, Gründerin der Kommunität in Selbitz)
Grundlagen meiner Arbeit als Pfarrer
Viele Menschen haben eine Ahnung von ‚Gott‘, von der transzendenten Dimension des Lebens, haben aber nie gelernt, dafür Worte zu finden, und Wege, ihre ‚Spiritualität‘ auszuüben (genau darum geht es bei der ‚Ahnung von Gott!).
Vielen stehen dabei auch ihre Vorstellungen von ‚Gott‘ im Wege, die mit einem rationalen Denken nicht in Einklang zu bringen sind; die allerdings auch eine Verzerrung sind von dem, worum es geht.
Mein Bemühen ist es, die Sprache der Bibel und der kirchlichen Tradition so zu formulieren, dass Menschen ohne kirchliches Vorwissen damit etwas anfangen können, dass ihre Lebenserfahrung und ihre ‚Ahnung von Gott‘ berührt wird.
Ich bin überzeugt, niemand muss sein vernünftiges Denken abstellen, um sich auf den christlichen Glauben einzulassen. Denn die Gesetzmäßigkeiten der Welt (egal ob im Weltall, der Natur, im Miteinander der Menschen oder innerpsychisch) entsprechen logischerweise dem, auf den alles Sein und alles Leben zurückgeht.
Es geht nicht um einen Gegensatz von ‚Naturwissenschaft oder Glaube‘, sondern um die Wahrnehmung des Lebens in einer größeren Dimension.
Inspiriert bin ich in meinem theologischen Denken von Dietrich Bonhoeffer, der schon in den 40er Jahren (in NS-Haft) von einem ‚religionslosen Christentum‘ sprach: „Wie sprechen wir von Gott, - ohne Religion, d.h. eben ohne die zeitbedingten Voraussetzungen der Metaphysik, der Innerlichkeit, etc.?“ (Widerstand und Ergebung, 1951, S.180).
Beim Reden von Gott und bei der Spiritualität geht es nicht nur um innere Vorgänge und um den Einzelnen, sondern um das Leben als Ganzes., - insbesondere um unser menschliches Miteinander.
Ich bin überzeugt, dass unser Miteinander nur sehr begrenzt durch Vorschriften, Gesetze und moralische Appelle jeglicher Art zu verändern ist. Diese Veränderung beginnt im Herzen und im Denken jedes Einzelnen.